Historisches Weihnachtsflair

Historische Stunden im Stadtpalais Hohhaus

24. Dezember 1783. Baron Friedrich Adolf Riedesel Freiherr zu Eisenbach und seine Gattin Friederike sind ausgelaugt. Nach mehrjährigen Strapazen in Amerika, wo sie auf Seiten der britisch-deutschen Streitmächte gegen die aufständischen Kolonisten fochten, sind sie wieder zurück in deutschen Landen und reisen rastlos von Braunschweig nach Wolfenbüttel, von Neuenhof bei Eisenach bis Lauterbach.
In der Lauterbacher Heimat ist Feierlichkeit verordnet. Die Geburt des Messias wird zwischen Frohsinn und Besinnlichkeit begangen. Aus den Fenstern und Oberlichtern der Stadthäuser schimmert Kerzenlicht. Kienspäne knistern, Lieder klingen. Während romantische Verklärung manchen Bildungsbürger zu besonderer „Sinnlichkeit“ und zu Sentimentalität veranlasst, fordert Inspektor und Oberpfarrer Ebel, das Christfest als eine Feier des Lebens, der Hoffnung und der Freude zu begehen. Lachen und singen soll das Volk! Denn ihm steht doch der Himmel offen. Der Blick in die Zukunft, so der Theologe, ist nicht düster. Die Gnostiker und Schwarzmaler greift er unermüdlich an: lasst die Welt doch enden – uns ist das Glück in Ewigkeit!
Auch bei Karl Leonhardt trägt sich das Fest ins Geschäftsbuch ein. Reger Betrieb herrscht in seinem Weinhandel, den er als gebürtiger Pfälzer vorzüglich zu betreiben weiß. Das Getränk mit sakralem Charakter verbindet ihn besonders mit der lutherischen Kirchengemeinde hier. Leonhardt kam als Katholik zur Welt, konvertierte später zum Luthertum. „Wein bleibt Wein“, behauptet zumindest Dr. Thilenius, der städtische Mediziner reformierter Religion. Für Leonhardt und die anderen Lutheraner steht jedenfalls fest, dass der Abendmalwein im Munde zum Blute Christi wird und die Menschen auch physisch teilhaben lässt an der heilsgeschichtlichen Kraft des Gottessohnes. –

Am 06. Januar 2024 öffnet das Hohhaus-Museum seine Pforten für ein nachweihnachtliches Erlebnis der besonderen Art. Tauchen Sie ein in eine Weihnachtszeit vor über 200 Jahren und erleben Sie, was die Menschen Lauterbachs, Europas und der Welt zu dieser besonderen Jahreszeit umtrieb. Darsteller der Gesellschaft für Hessische Militär- und Zivilgeschichte e. V. nehmen in authentischer Weise die Rollen spannender Charaktere wahr. Nutzen Sie die deutschlandweit einmalige Gelegenheit, sich in einer Zeitreise über die Umstände bei Hofe, in der Werkstatt oder in den Vorstädten zu informieren und spielen Sie eine Partie Glückshaus mit interessanten Gesprächspartnern.
Öffnungszeiten: Sa. Und So., 6. + 7. Januar 2024, 14-17 Uhr. Eintritt: 5 Euro, Kinder bis 16 Jahre frei.